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Der Amerikaner Richard Lazarus veröffentlichte 1972 das Stressmodell. In diesem Modell verdeutlicht er typische Abläufe von Stressreaktionen. Wodurch es möglich ist Bewältigungsstrategien dafür zu entwickeln. Das Stressmodell nach Lazarus beschreibt den komplexen Wechselwirkungsprozess zwischen objektiven Umweltreizen und der handelnden Person. Daher wird es auch als transaktionales Stressmodell bezeichnet.

Das Ausmaß der Stressreaktion wird daran gemessen, ob Sie glauben eine Situation meistern zu können oder eben nicht. Der Reiz wird also erst dann zum Stressreiz, wenn er durch subjektive Wahrnehmung und Bewertung eine gewisse Intensität überschreitet. Am Ende des Beitrages können Sie noch einen Selbsttest Stress machen. Dieser hilft Ihnen zu verstehen, wo Ihre spezifische Stressbelastung ist und wie Sie sie bewältigen können.

Was ist Stress?

Stress ist ein alltägliches Phänomen, das jeden Menschen in seinem Leben mehr oder weniger stark betrifft. Es kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, wie zum Beispiel durch Arbeitsdruck, Zeitmangel, Konflikte oder auch persönliche Krisen. Stress kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben.

Das transaktionale Stressmodell nach Lazarus ist ein einflussreiches Modell, das das Entstehen von Stress und seine Auswirkungen auf den Menschen erklärt. In diesem Artikel werden die Grundlagen des Lazarus Modells, seine Anwendung und Kritik erörtert.

Das transaktionale Stressmodell nach Lazarus

Lazarus und Folkman (1984) gehen davon aus, dass Stress nicht durch die Situation an sich, sondern durch die Bewertung der Situation durch die Person entsteht. Sie unterscheiden zwei Phasen der Bewertung:

Primäre Bewertung

In der primären Bewertung des transaktionalen Stressmodell nach Lazarus wird ein (unangenehmer) Reiz wahrgenommen. Dieser wird nun auf seine Gefährlichkeit hin beurteilt. Je nach Ergebnis der Beurteilung wird der Reiz als irrelevant, positiv oder stressrelevant bewertet. Eine Situation wird als stressrelevant bewertet, wenn sie die eigenen Ziele oder Werte bedroht.

Sekundäre Bewertung

Die zweite Phase des transaktionalen des Stressmodells nach Lazarus bewertet die zur Verfügung stehenden eigenen Ressourcen und Fähigkeiten dahingehend, wie nützlich sie zur Bewältigung der Situation sind. Eine Situation wird dadurch als kontrollierbar oder unkontrollierbar bewertet.

Kommen Sie zu dem Schluss, alle Fähigkeiten zu besitzen, wird Ihr Stressniveau sehr gering sein. Anders sieht es aus, wenn Sie negative Konsequenzen befürchten oder Ihnen entscheidende Ressourcen fehlen. Hierbei steigt Ihr Stressniveau stark an. Abhängig von der Situation und den Möglichkeiten beschließen Sie eine Bewältigungsstrategie. Diese Strategie beinhaltet dabei verschiedene Verhaltensalternativen. Diese Alternativen reichen dabei von aktiven Maßnahmen zur Veränderung der Situation bis zum Verleugnen derselben. Durch Erfolg oder Misserfolg lernen Sie diese Strategien ausgewählt einzusetzen. Erfolgreiche Strategien werden auch zukünftig wieder eingesetzt. Strategien die erfolglos oder zu stressig waren, werden nicht mehr angewendet.

Neubewertung

Die Bewertung der Situation ist ein dynamischer Prozess, der sich im Laufe der Zeit ändern kann. So kann eine Situation, die zunächst als stressrelevant bewertet wird, nach einer Neubewertung als weniger stressend erscheinen. Auch die Bewältigungsstrategie wird noch einmal evaluiert. Diese Ergebnisse fließen dann in die Wahrnehmung zukünftiger Situationen ein. Diese subjektive Bewertung erfolgt automatisch, ohne unser bewusstes Dazutun.

Anwendung des transaktionalen Stressmodells

Das transaktionale Stressmodell nach Lazarus kann zur Erklärung einer Vielzahl von Stresssituationen angewendet werden. So kann es beispielsweise zur Erklärung von Stress im Arbeitskontext, in der Schule oder in persönlichen Beziehungen verwendet werden.

Kritik am transaktionalen Stressmodell

Das transaktionale Stressmodell nach Lazarus wurde in zahlreichen Studien empirisch untersucht. Es hat sich als ein vielseitiges und leistungsfähiges Modell zur Erklärung von Stress erwiesen.

Es gibt jedoch auch einige Kritikpunkte am Stressmodell nach Lazarus. So wird kritisiert, dass das Lazarus Stressmodell zu stark auf die kognitive Bewertung der Situation fokussiert. Andere Faktoren, wie zum Beispiel die emotionale Reaktion auf die Situation, werden nicht ausreichend berücksichtigt.

Zusammenfassung

Das transaktionale Stressmodell nach Lazarus ist ein einflussreiches Modell, das das Entstehen von Stress und seine Auswirkungen auf den Menschen erklärt. Das Lazarus Stressmodell hat sich in zahlreichen Studien empirisch bewährt, es gibt jedoch auch einige Kritikpunkte.

Zusätzliche Informationen

Das transaktionale Stressmodell nach Lazarus hat eine Reihe von Implikationen für die Praxis. So können die Erkenntnisse des Lazarus Stressmodells zur Entwicklung von Stresspräventions- und Interventionsprogrammen eingesetzt werden.

Zur Stressprävention ist es wichtig, die individuellen Stressoren zu identifizieren und Strategien zur Bewältigung von Stress zu entwickeln. Bewältigungsstrategien können beispielsweise sein:

  • Problemlösestrategien: Ziel ist es, die Situation zu verändern, um den Stress zu reduzieren.
  • Emotionsregulationsstrategien: Ziel ist es, die negativen Emotionen, die durch die Stresssituation ausgelöst werden, zu regulieren.
  • Akzeptanzstrategien: Ziel ist es, die Situation so zu akzeptieren, wie sie ist.

Fazit

Das transaktionale Stressmodell nach Lazarus ist ein wichtiges Modell zur Erklärung von Stress. Es hat sich in zahlreichen Studien empirisch bewährt und kann zur Entwicklung von Stresspräventions- und Interventionsprogrammen eingesetzt werden.

Quellen

  • Lazarus, R. S., & Folkman, S. (1984). Stress, appraisal, and coping. New York: Springer.
  • Schwarzer, R. (2002). Stressbezogene Selbstregulationskompetenzen. Göttingen: Hogrefe.
  • van Dick, R., & Wagner, U. (2002). Stress und Gesundheit. Göttingen: Hogrefe.

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Handout Stress-Selbsttest

Ich gebe Ihnen im Folgenden noch einen Download für das transaktionale Stressmodell nach Lazarus mit. Dort können Sie sich selbst testen, was bei Ihnen die stärkste Stressbelastung auslöst. Dazu habe ich einige Stressauslöser aufgeführt. Diese beurteilen Sie nach ihrer Häufigkeit in Ihrem Leben. Danach bewerten Sie die Stärke der Belastung durch diese Auslöser. Anschließend multiplizieren Sie die beiden Werte. Dieser Test hilft Ihnen dabei die Ursachen für Ihren Stress zu finden. Und damit erhalten Sie auch eine Aussage zu Ihren Bewältigungsstrategien.


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Stress, Appraisal, and Coping

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Das transaktionale Stressmodell

von Richard Lazarus von Tobias Knecht

Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Psychologie – Klinische u. Gesundheitspsychologie, Psychopathologie

Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Der Ausspruch ist den meisten Menschen in dieser oder einer ähnlichen Form weitgehend bekannt und findet in einer aufgeklärten Gesellschaft wohl ohne große Widerworte Akzeptanz.

Das subjektive Empfinden von Schönheit oder Hässlichkeit ist ebenso unumstritten wie der subjektive Ansatz in der gegenwärtigen psychologischen Wissenschaft im Problembereich der Stressforschung. Stress wird von jeder Person unterschiedlich wahrgenommen, weshalb jeder Mensch anders auf Stress reagiert und diesen zu bewältigen versucht.

Dieser hervorgebrachte Ansatz mag in seiner oberflächlichen Formulierung und nach dem heutigen Erkenntnisstand der Psychologie trivial erscheinen, wurde jedoch nicht seit jeher vertreten.

Der Pionier auf dem Feld der psychologischen Stressforschung, der sich erstmalig auf das Individuum konzentrierte, war Richard Stanley Lazarus. Das von ihm entwickelte „transaktionale Stressmodell“ revolutionierte die Forschung der Stresssituationen und leitete die so genannte kognitive Wende ein.

Der Essay wird zunächst einen biografischen Abriss über den Psychologen offerieren, um anschließend auf das von ihm entwickelte Stressmodell nach Lazarus Bezug nehmen zu können.

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